Die Yoga Ausbildung beginnt

Die Kundalini Yoga- Ausbildung startete im November 2019 im Wendland nahe Hamburg. Zusammen mit 30 weiteren Menschen machte ich mich auf die bewusste Reise zu mir selbst.

Unser Ausbildungsleiter, Satya Singh, ist ein Yogi der ersten Stunde. Als Yogi Bhajan das Kundalini Yoga von Indien in den Westen brachte, war er dabei und hatte maßgeblichen Einfluss daran, dass diese Yogaform auch in Deutschland bekannt wurde.

Prana und das Seminarhaus

Wir kamen also für eine Woche in einem Seminarhaus zusammen das betreffender Weise „Bewegungswerkstatt Tu Was e.V. “ hieß und lebten wie in einem Ashram. Die Umgebung war ländlich und für den Auftakt der Ausbildung sehr passend. Da es beim Kundalini Yoga viel um den Atem und die darin enthaltene Lebensenergie geht, konnte ich mir nicht vorstellen, die Ausbildung mitten in einer Großstadt, wie etwa Köln, zu absolvieren. Durch Industrie- und Autoabgase ist das Prana in der Luft deutlich geringer als auf dem Land. Diese Tatsache kann ich spüren, wenn ich als Stadtbewohnerin einen Tag auf dem Land verbringe. Ich kann tiefer und freier durchatmen, bin aber auch deutlich müder. Diese Müdigkeit zeigt zum einen, dass es für mein System eine Herausforderung ist, die in der Luft enthaltenen Energie zu integrieren. Ein ähnlicher Effekt tritt bei der Frühjahrmüdigkeit auf. Mehr Energie von der Sonne muss nun im Körper aufgenommen und verarbeitet werden. Andererseits führe ich diese Müdigkeit auf den Ausgleich meines Nervensystems zurück. Mehr Prana und das Grün der Natur hat eine entspannende Wirkung. Das überspannte Nervensystem des Städters gleicht sich hier aus und als Symptom zeigt sich Müdigkeit.

Während der ganzen Zeit im Ashram wurde für uns von einem Koch ayurvedisches Essen frisch zubereitet. Untergebracht wurden wir in Mehrbettzimmern. Der Seminarraum war sehr groß und hell.

Ishnaan und Sadhana

Der Morgen begann mit der yogische Technik Ishnaan. Dabei duscht man nach dem Aufstehen kalt und massiert dabei einzelne Körperbereiche. Neben einer Neubelebung von Organen und Kreislauf werden die Drüsen angeregt und damit eine verjüngende und reinigende Wirkung errreicht. Diese Praxis fällt mir wirklich schwer. Das kalte Wasser am Morgen schmerzt auf meiner Haut. Ich habe daher damit angefangen erst Füße und Unterarme mit kaltem Wasser zu benetzen, um meinen Körper allmählich daran zu gewöhnen.

Der Unterricht begann jeweils morgens um 5.30 Uhr mit dem sogenannten Sadhana. Einer morgendliche spirituelle Praxis, die 2 1/2 Stunden dauert und neben dem Rezitieren des heiligen Textes, Jap Ji Sahib, Yogaübungen und eine Stunde gemeinsames Chanten von Mantras vorsieht. Sadhana wird in größeren Städten kostenlos angeboten. Zur Vertiefung dieser Praxis empfehle ich das Buch „Original Light- the Morning Practice of Kundalini Yoga“ von Snatam Kaur.

Einen Turban tragen?

Ungewohnt war für Viele von uns, die Empfehlung weiße Kleidung und eine weiße Kopfbedeckung zu tragen. Damit soll die Neutralität des Yogi unterstützt werden und es soll helfen die Energie bei sich zu halten. Ein weißer Turban soll zudem gewisse Akupunkturpunkte am Kopf drücken, sodass die durch die Yogapraxis in den Kopf aufsteigende Energie ins System besser integriert und so Kopfschmerzen vorgebeugt werden.

Ich trug privat bisher kaum weiße Kleidung, gewöhnte mich aber schnell daran. Auch Mediziner tragen weiß und stehen damit für Reinheit und Kompetenz.

Geringe Widerstände

Die Ausbildungstage waren im Wechsel von Yogapraxis, wie Körperübungen, Meditation und Chanten, sowie dem Vermitteln von yogischem Wissen strukturiert. Als Grundlage diente das Ausbildungsbuch „The Aquarian Teacher“, indem das übermittelte Wissen von Yogi Bhajan niedergeschrieben wurde.

Trotz der Tatsache, dass ich mit 4 bis dato unbekannten Menschen in einem Zimmer schlief und gegen 5 Uhr aufstehen musste. Den ganzen Tag volle Konzentration von mir gefordert war und die Yogapraxis mich an körperliche Grenzen brachte, hatte ich kaum Wiederstand gegen alles was geschah. Ich hatte das Gefühl nach so langer Zeit der seelischen Dürre eine Heimat im Kundalini Yoga gefunden zu haben. Das erfüllte mich mit tiefer Freude. Auch das ich einige Tage in Gemeinschaft verbrachte, erinnerte mich an meine Sehnsucht nach Verbundenheit.